Filmkunstfreunde fördern Göttinger Stummfilmfestival 2022
Zwei Jahre lang ist das traditionsreiche Göttinger Stummfilmfestival Corona bedingt ausgefallen. Nun haben es die Göttinger Filmkunstfreunde ermöglicht, dass das Festival vom 24. – 27. März 2022 mit dem Programm stattfinden konnte, das eigentlich zur Eröffnung des Kinos Méliès im April 2020 geplant war. Wir haben dieses Festival mit 800 Euro unterstützt.
Das 15. Göttinger Stummfilmfestivals bot viele Highlights, angefangen von der Aufführung des Stummfilms Der letzte Mann, live in der Johanniskirche an der Kirchenorgel begleitet von Bernd Eberhard, dem Göttinger Stadtkantor. Die Pianistin Anna Vavilkina aus Berlin spielte live zum Film Das Wachsfigurenkabinett. Der Pianist Björn Jentsch interpretierte unvergleichlich unterhaltsam zu den Filmen des 9. Silent Movie Slam.
Höhepunkt war der von den Filmkunstfreunden geförderte Sonntagabend im Deutschen Theater. Der Berliner Stummfilmpianist Stefan Graf von Bothmer erweckte den legendären Film Das Cabinet des Dr. Caligari durch seine Kompositionen zu neuem Leben.
Der Caligari-Film gilt als Meilenstein in der deutschen Filmgeschichte und machte den deutschen Stummfilm weltberühmt. Das expressionistische Meisterwerk lebt nicht nur von seiner fantastischen Handlung und grandiosen Schauspielern, sondern auch von seiner Ausstattung. Auch mehr als 100 Jahre nach der Premiere war der Film immer noch ein grandioses Filmerlebnis in einer neu restaurierten und farblich viragierten Filmkopie, insbesondere aber durch die kongeniale-Live-Vertonung des renommierten Stummfilmpianisten Stefan Graf von Bothmer.
Filmkunstfreunde bei der Göttinger Nacht des Wissens 2022
Im Rahmen der 5. Göttinger Nacht des Wissens unterstützten die Filmkunstfreunde Göttingen e.V. eine Aktion des Altertumswissenschaftlichen Filmarchivs Sammlung Stern. Mit 250 Euro gefördert wurden Raummiete und Vorführer für drei einstündige Vorstellungen im Kino Méliès am 9. Juli 2022.
Dabei liefen wechselnde Filme, die auf jeweils eigene Weise (antike) Geschichte und Archäologie für ideologische Erzählungen vereinnahmen. Der Stummfilm Die Hermannschlacht von 1922/24 nutzt etwa die Ereignisse von 9 n.Chr., um den Widerstand gegen französische und belgische Truppen bei der zeitgenössischen Besetzung des Ruhrgebiets zu stärken. Der Propagandafilm Ewiger Wald von 1936 beschwört einen vermeintlich natürlichen germanisch-deutschen Kulturraum, der von Fremdeinflüssen gereinigt und gegebenenfalls expandiert werden müsse.
All diese Beispiele wurden wissenschaftlich eingeführt und kommentiert von Dr. Martin Lindner und seiner studentischen Mitarbeiterin Sophie Dix aus der Sammlung Stern. Die gesamte Nacht des Wissens war sichtbar von der fortgesetzten Pandemie beeinträchtigt und schwächer nachgefragt als in den Vorjahren. Trotzdem – und obwohl das Kino Méliès abseits der Hauptschauplätze lag – fanden im Schnitt rund 20 Gäste pro Vorstellung den Weg dorthin. Die Filmkunstfreunde waren mit ihrem Logo auf der Leinwand und einem Infostand im Foyer vertreten.